Unsere Reise im Opel Kadett nach Syrien

 

Es zieht uns mal wieder in den Orient. Wohin diesmal? Die Entscheidung fällt schnell:

lass uns doch mal nach Syrien. Ok, und wie? Da wir zur Zeit bekennende Trabbi-Fahrer sind, scheidet unser Auto als Transportmittel wohl aus. Ein halbes Jahr Urlaub haben wir leider nicht. Unser lokales Anzeigen-Magazin, die gute alte AVIS muss her und die Alternative ist schnell gefunden. Ein Opel Kadett Kombi für kleines Geld mit noch etwas TÜV. „Den verheizen wir auf der Tour oder wir verkaufen ihn für das doppelte, wenn er die Strecke überlebt“, sagt Jochen - der Optimist. Wir kaufen das Auto und nehmen einige „Modifikationen“ vor. Die Kiste wird zum Zweisitzer, eine Spanplattenkonstruktion stellt im Heck ein „zweites Stockwerk“ zur Verfügung – unten schläft unser Gepäck und oben schlafen wir. Sogar ein paar bunte Vorhänge werden genäht und fertig ist das „Wohnmobil“.

Die nötigen Visa werden beantragt, Karten werden beschafft und nach dem das Auto den technischen „Rundumcheck“ überstanden hat, kann es losgehen.

28. Mai 2000

Warum müssen wir nur immer mitten in der Nacht aufbrechen? Weil Jochen vor lauter Aufregung nicht mehr schlafen kann...Nach einem spartanischen Frühstück und Jochens obligatorischem „trink nicht so viel Kaffee, sonst müssen wir nachher wieder alle 10km anhalten..“ geht es los. Jochen hat gute Laune (wie immer), ich bin todmüde (wie immer). Und während wir so durch die dunkle Nacht über menschenleere Autobahnen brausen keimen in mir Mordgelüste (wie immer).

Irgendwann wird das Ersinnen möglicher Tötungsarten dann aber doch zu anstrengend und ich schlafe ein, während Jochen einen Karaoke-Wettbewerb mit dem Autoradio austrägt.

Erst an der Tschechischen Grenze wache ich wieder auf. Wir kaufen eine Vignette und beschließen, unsere geliehene 12V Kaffeemaschine einzuweihen und einen Käffchen zu kochen.

„Das können wir auch während der Fahrt machen“, sagt Jochen „wir haben es schließlich eilig!“ „Ok“, seufze ich und plätschere etwas Mineralwasser in die Kanne. Ich stecke den 12V-Stecker in die Zigarettenanzünderbuchse und dann passiert das Ungeheure...

Genau genommen passiert erst mal gar nichts. Dann beginnt das Teil merkwürdig vor sich hin zu sprotzen und zu blubbern – die Geräusche werden immer merkwürdiger. Es beginnt, nach „Ampere“ zu riechen. Die Buchse des Zigarettenanzünders beginnt zu schmelzen. Da die Tschechischen Straßen im Grenzgebiet nicht gerade frei von Spurrinnen sind muß ich das Ungetüm mit einer Hand festhalten. Ich bekomme Angst. „Fahr rechts ran!“, schreie ich – Jochen fährt rechts ran und Ich reiße die Maschine mit einem Ruck aus der Buchse und befördere Sie im hohen Bogen auf den Bürgersteig. Da steht Sie nun, ächzend, schnaufend und blubbernd. Unter den Augen einiger erstaunter Tschechen knallen wir die Autotüren zu und fahren mit quietschenden Reifen davon. Uff!

Naja, Jochen hat ja eh gesagt, dass ich nicht soviel Kaffee trinken soll...

Ich übernehme das Steuer und fahre über Prag und Bratislava nach Ungarn – Jochen schläft.

In Ungarn übernimmt Jochen wieder und wir erreichen die Rumänische Grenze.

Der Grenzübertritt gestaltet sich relativ problemlos. Hinter der Grenze starre ich gebannt aus dem Fenster. Jochen hat mir so viele Storys über Rumänien erzählt. Hinter jeder Ecke ein Verbrecher, der nur auf ahnungslose Touris wartet, um ihnen mit einem Baseballschläger oder wahlweise einer Kalaschnikow bewaffnet ihr Hab und Gut abzunehmen. Naja, nichts passiert. Ich bin im Gegenteil angetan von der wunderschönen Landschaft und den netten Dörfchen, durch die wir so fahren.

Die Scheibe der Fahrerseite hat plötzlich keine Lust mehr, den Schlaglöchern der Rumänischen Landstraßen standzuhalten und verschwindet mit einem lauten „Knack“ in der Türverkleidung. Jochen hält an und versucht die Tür zu zerlegen. Leider gelingt es uns Deppen nicht, die Türkurbel abzunehmen – erst ein Anruf bei Jochens Kollegen (der dann wiederum bei Opel angerufen hat) löst das Problem mit der merkwürdigen Befestigungsmimik.

Es wird langsam dunkel. Und jetzt? Schlafen kann man hier nirgendwo – im Auto haben wir auch keine Lust – also weiter. „Entweder wir fahren durch bis nach Bulgarien oder wir finden unterwegs irgendwo was Nettes“, meint Jochen.

Das gelegentliche „Durchfahren“ ist im Prinzip kein Problem, wenn der Beifahrer sich zwischenzeitlich ausruhen kann – im Auto schlafen gelingt uns aber beiden zur Zeit nicht.

Wir fahren über stockfinstere Rumänische Landstraßen gen „Bucuresti“. Jochen hat mich schon vorgewarnt, die Umgehungsstraße soll eine ziemliche Katastrophe sein. Es ist Nacht, wir sind müde, wir haben Hunger – sind unentspannt. Und wie immer, wenn wir uns gerade in dieser Gemütsverfassung befinden, wo jedes falsche Wort zu hemmungslosen Wutausbrüchen oder tiefen Depressionen führen kann, erreichen wir die Umgehungsstraße – oder das, was von ihr übrig geblieben ist. In jahrelanger Kleinarbeit haben es die tausenden von TIR-LKW´s geschafft, auch das letzte Stückchen Asphalt zwischen den Schlaglöchern zu zermürben – übrig bleibt etwas, was einen unter Garantie nach spätestens 2 min. Fahrzeit in Tränen ausbrechen lässt. Nebenbei tummeln sich hier Rudel von wilden Hunden, die unserem Auto nach dem Leben trachten und es andauernd attackieren. Aber wir haben keine Wahl – es dauert Stunden, bis wir die Landstraße hinter „Bucuresti“ erreicht haben.

Irgendwann können wir beide nicht mehr und finden mitten im Nirgendwo eine „Spelunke“ – dem „Wirtshaus im Spessart“ nicht unähnlich. Schon von draußen ist Musik zu hören, zwielichtige Typen mit viel Pomade im Haar feiern in der unserer Herberge angeschlossenen Kneipe eine Party. Wir bestellen uns unter den neugierigen Blicken des Party-Volkes ein Schnitzel mit fettigen Pommes. „Ein guter Jahrgang, das Friteusenfett“, meint Jochen , „dem Zeug in den Haaren dieser Typen hier nicht unähnlich“ und „Ob unser Auto wohl morgen früh noch vor der Tür steht?“

Wir werden in unsere „Zimmer“ geleitet, Klo und Dusche auf dem Gang. „Einer bleibt wach und hält Wache“ – „Quatsch, wir schieben den Kleiderschrank vor die Tür!“.

Schließlich schlafen wir dann doch ganz gut und unsere Ausrüstung ist am Nächsten morgen auch noch da.

29. Mai 2000

Wir stellen fest, dass wir schon ein großes Stück Rumänien geschafft haben. Gut ausgeruht geht es früh am Morgen nach einem mehr oder weniger nahrhaften Frühstück weiter Richtung Bulgarien.

Langsam gelingt auch das „einer fährt, einer schläft“-System und wir beschliessen, noch eine Etappe „durchzufahren“. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Sofia.

Wir verfahren uns nur 3 Mal...

30. Mai 2000

Geschafft - die Türkische Grenze ! Hier ein Zettel, da ein Stempel – das Auto wird in den Pass eingetragen. Dann geht es weiter über die beste Autobahn der Welt nach Istanbul. Übernachten wollen wir bei einem Bekannten, einem Campingplatzbesitzer in Kilyos, nördlich von Istanbul am schwarzen Meer. Jochen übernimmt das Steuer und kämpft sich durch den Istanbuler Stadtverkehr. Die Staße nach Kilyos ist einigermassen schnell gefunden.

Nur einmal hat unsere Auto ein Problem – wir sind einmal falsch abgebogen und in einer Seitenstrasse wird unser Opel wird mit einer 80Grad-Steigung konfrontiert. Wir nehmen Anlauf und beim dritten Versuch landen wir mit inzwischen qualmender Kupplung auf dem „Berggipfel“.

In Kilyos angekommen werden wir zunächst vom Campingplatz-Hund „Güdük“ („der Untersetzte“) freudig begrüßt. Leider müssen wir feststellen, dass der Campingplatzbesitzer vor kurzem einen Schlaganfall erlitten hat und dem zufolge im Rollstuhl sitzt. Seine Reha zeigt allerdings erste Erfolge, Die Tochter Edda und sein Schwiegersohn wohnen beide in Istanbul und kümmern sich um Ihn. Eigentlich hat deswegen auch der Campingplatz geschlossen. Wir dürfen aber trotzdem bleiben und versprechen, uns um uns selbst zu kümmern. Wir reden bei einigen Efes-Pils bis in die Nacht hinein und verabschieden uns schließlich auf die Luftmatratzen unseres „Schlafabteilss“ des Opels. Morgens liege natürlich ICH auf den harten Brettern unseres Womos, weil natürlich MEINE Luftmatratze ein Loch hat...

31. Mai 2000

Ausgeschlafen und ausgeruht unternehmen wir einen Spaziergang in die „City“ von Kilyos. In einer Frühstückerei unser liebgewonnenes und in diesem Urlaub erstes „Orientalisches“ Frühstück – Fladenbrot, Oliven, Weißkäse. Lecker ! Mit dem ortsüblichen Sammeltaxi, dem Dolmusch, fahren wir über Sariyer nach Istanbul und besichtigen ausgiebig die Stadt. Wir sehen uns den Topkapi-Palast an und fahren mit dem berühmten „Tünel“-U-Bähnchen.

Am späten Nachmittag treffen wir uns mit Edda und Ihrem Mann Hayder, dieses Treffen endet bei diversen Raki in einer gemütlichen Kneipe. In allerletzter Minute Erreichen wir Sariyer, von dort erwischen wir gerade noch das letzte Domus nach Kilyos. Wir sind die einzigen richtigen Fahrgäste – der Fahrer hat seine Freundin und ein paar Kumpels dabei.

Die Jungs reichen uns zwei Dosen Bier und es beginnt lustig zu werden. Der Fahrer – selbst kräftig aus seiner Bierdose nippend - fragt Jochen, ob er auch mal fahren will...

In Kilyos haben wir noch Lust auf einen Döner in die Hand. Aber am Strand! Leider ist dieser hier komplett abgezäunt, kostet tagsüber Geld und hat abends zu. Wir klettern durch ein Loch im Zaun, setzen uns mit unseren Dönern in den Sand und geniessen das Meeresrauschen. Wirklich wunderschön hier. Die Idylle wird erst getrübt, als zwei Herren von der Dorfgendamerie auftauchen, die uns mit Ihren Maglite-Taschenlampen ins Gesicht leuchten. Sie scheißen uns zusammen und geleiten uns zum Ausgang..

01. Juni 2000

Heute wollen wir auf die Prinzeninseln, die südlich von Istanbul im Marmara-Meer liegen.

Wieder fahren wir mit dem Dolmusch nach Sariyer, dort befindet sich der „Umsteigebahnhof“. Von Sariyer geht es dann weiter nach Istanbul-Eminönü – von dort aus legt die Fähre zu den Prinzeninseln ab. Die Fähre fährt zunächst zur Asiatischen Seite, dann von Insel zu Insel. Wir wollen nach „Büyük-Ada“ – übersetzt „große Insel“ – die Fahrt ist lang, und ich schlafe ein...

Die Insel ist ein Traum. Dort wohnen die Instanbuler „Reichos“ – es gibt dort Villen und Anwesen, die durchaus Michael Jackson gefallen könnten. Es gibt keinerlei Autoverkehr und man kann die relativ kleine Insel entweder zu Fuß erwandern oder mit einer der vielen Pferdekutschen einmal drumrum fahren. Da uns die Insel für unsere Kondition nicht klein genug erscheint, entscheiden wir uns für die zweite Variante. Es ist wirklich wunderschön. Die ganze Insel blüht und außer dem Gezwitscher der vielen Vögel und dem Hufgetrappel der Pferde ist nichts zu hören. Die Pferde, die gerade nicht gebraucht werden, dürfen hier frei herumlaufen.

Nur einmal geraten wir uns ein bisschen in die Haare: am höchsten Punkt der Insel befindet sich eine kleine Kapelle, dorthin führt ein relativ steiler Pfad. Am Fuß des Pfades befindet sich eine Esel-Mietstation und Jochen mag nicht laufen. Mir hingegen tun die Esel leid. Wenn ein ausgewachsener Europäer auf so einem Vieh sitzt, schleifen die Füße über den Boden...Also: laufen kontra Esel-Mieten Diskussion. Ich setze mich schließlich durch und untermalt von Jochens Gemaule und einer demonstrativ vorgeschobenen Unterlippe erklimmen wir den Berg. Der Pfad ist umsäumt von Büschen, an die die Leute kleine Papiersschnipsel befestigt haben – soll Glück bringen.

Von oben haben wir eine herrliche Aussicht auf das Marmarameer.

Wir beschließen den Tag mit einem Fisch-Essen-bis-sich-die-Tische-biegen-Menü in Sariyer (Restaurant mit Blick auf den Bosporus), begeben uns um ca. 100DM ärmer wieder „nach Hause“ nach Kilyos und dünsten die nächsten drei Tage Fisch aus.

02. Juni 2000


Nachdem wir uns ausgiebig verabschiedet haben, geht die Reise weiter. Über die große Bosporus-Brücke verlassen wir den Europäischen Kontinent und unsere Opel berührt zum ersten Mal Asiatischen Boden – für mich das erste Mal Asien – ein neuer Kontinent!

Auf den bereits erwähnten drei- bis achtspurigen 1A-Autobahnen gelangen wir über Ankara nach Kappadokien.

Nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Nevsehir. Wir finden schnell ein prima Hotel. Essen, schlafen!

03. Juni 2000

Heute wollen wir Kappadokien unsicher machen. Bei Göreme besichtigen wir die bizarren Kalkfelsformationen mit den darin befindlichen Wohnhöhlen.

Nach ausgiebigen Spaziergängen – natürlich in der Mittagshitze - geht es weiter nach Derinkuyu.

Vor Hunderten von Jahren wurden hier komplette Städte mit bis zu fünf „Stockwerken“ unterirdisch angelegt.Als die Araber im 7. Jahrhundert einfielen, waren diese Zufluchtstätte für viele Christen. In den unterirdischen Siedlungen sollen einst Tausende Menschen gelebt haben.

Im Labyrinth aus kleinen Räumen und Gängen sehen wir dutzende Meter hohe Luftschächte, vom Ruß geschwärzte Gemeinschaftsküchen und "Mühlsteintüren", um sich vor ungebeteten Besuchern zu schützen. Bei Gefahr konnten die Bewohner monatelang unter der Erde ausharren. Die Räume sind durch Fenster, Türen und Gänge verbunden. Schon spannend -

Und wir sind beinahe alleine hier...Jochen, wie ein Kleinkind, läuft andauernd vor, um sich hinter irgendwelchen Ecken zu verstecken, um mich dann –Uahhhhhh- zu erschrecken. Nach dem 5ten Mal habe ich schon ziemlich Mühe, erschrocken „Huch!“ zu rufen – aber er freut sich halt so!

Unterwegs lädt Jochen mich auf ein Gedärmesandwich an der Straße ein. Prinzipiell bin ich allen Arten von Nahrungsmitteln sehr offen gegenüber. Bei genauer Inspektion meines Geschnetzelten im Brot erkenne ich Darmzotten und muß mich übergeben.

04. Juni 2000

So schön das hier auch ist, wir wollen weiter – das Ziel ist schließlich Syrien. Wir frühstücken in einem Suppensalon – lecker Innereiensuppe mit Knoblauch. So gestärkt geht es entlang des Golfs von Iskenderum zur Syrischen Grenze. Die Gegend wird immer „ländlicher“, die Straße wird immer schmaler. Der Zeiger unsrerer Tankanzeige tendiert gegen Null. Wir füllen unsere mitgeführten 5 Liter Reservebenzin ein – ob das durch die Berge reicht?

Am späten Nachmittag befinden wir uns in den Bergen nahe der Syrischen Grenze. Teilweise sind wir so hoch, dass unser Auto in den Wolken verschwindet. Außer uns und ein paar Eseln und Ziegen am Straßenrand ist niemand hier. Kurz vor der Grenze dann ein kleines, verschlafenes Dorf. Am Straßenrand ein kleines Cafe – dort sitzen ein paar Männer und spielen Karten. Als die uns vorbeifahren sehen, springt einer der Männer auf und hastet zu seinem Tofas-Fiat-Lizenzbau. Mit einem Affenzahn überholt er uns auf den letzten 3 Kilometern bis zur Grenze.

Als wir ankommen, steht sein Auto quer vor dem Grenzhäuschen und er ist Gerade im Begriff sich seine Uniform überzustreifen. Er begrüßt uns mit einem freundlichen „Passport“. Ist wohl nicht so stark frequentiert, die Grenze hier...

Beim „Chef“ der Grenze werden wir interviewt – was wir denn wohl in Syrien wollen, das seien schließlich alles Terroristen. Der „Chef“ erweist sich trotzt dieses Vorurteils aber dann als sehr nett und wir verabschieden uns nach einer langen Plauderei bei diversen Teechen.

Auf der Syrischen Seite sind die Grenzer auch sehr nett, sie wollen aber ein kleines „Geschenk“ – alles in allem ist es hier ein bischen komplizierter und bürokratischer als auf der Türkischen Seite. Bis die mit Ihren vielen Zoll-und Stempelgedöns durch sind, ist es dunkel. Die ganze Abfertigung erfolgte jedoch in einer netten Atmosphäre und wir haben viel mit den Grenzern gelacht. Als sich der Schlagbaum öffnet, ist es mal wieder stockfinster. In mir nagt ein wenig ein mulmiges Gefühl. Bisher konzentriert sich meine „Arabererfahrung“ auf Ägypten. Syrien kenne ich nicht – touristisch ist es wenig bis gar nicht erschlossen.

Und jetzt? Da auch die andere Seite der Grenze nicht gerade großstädtisches Flair verströmt, bekommen wir so langsam ein Benzin-Problem. Endlich finden wir eine Tankstelle.

Langsam beginnt auch wieder die „Bebauung“, links und rechts der Straße gibt es viele kleine Restaurants, die alle bunte Lichterketten aufgehängt haben. Brillibrilli ! Jetzt fühle ich mich wohl!

Wir erreichen Latakia und nach einiger Suche finden wir eines dieser typischen „Arab“-Hotels – preiswert und schlecht – genau das, was wir suchen. Von unserem Klo aus können wir durch ein kaputtes Fenster direkt in das Klo des Nachbarzimmers schauen. Gespült wird mit einem Wassereimer. Das Zimmer hat einen kleinen Balkon, nachdem wir uns vergewissert haben, das der unser Gewicht trägt setzen wir uns erst mal und genießen das „Flair des Orients“.

Uns fällt auf, das viele Taxis hier „Ponton“-Mercedes aus den 60er Jahren sind – das muß das Paradies sein...

(Dieses Bild haben wir vor Jahren im ausnahmsweise Internet "geklaut" und wissen mittlerweile leider nicht mehr wo...)

Wir beschließen, noch eine Kleinigkeit essen zu gehen. Eine kleine Imbissbude bietet komplette Schafshirne im Brötchen an. Wir entscheiden uns für gnubschiges Huhn und setzten uns ans Assad-Denkmal auf einen wunderschön beleuchteten Platz.

Wir (und vor allen Dingen unser Opel) haben es geschafft!

05. Juni 2000

Da wir natürlich ohne Reiseführer unterwegs sind, wollen wir „erst mal gucken“. Grobe Reiseroute: gen Süden! Auf dem Weg finden wir ein Schild in lateinischen Lettern „Castle“ . „Wollen wir?“ fragt Jochen. Und ob wir wollen. Instinktiv haben wir da etwas Tolles gefunden. Die „Crac de chevalier“ – eine gut erhaltene Kreuzritterburg. Der Weg auf den Berg ist steil und unser Opel hat ganz schön zu kämpfen. Es geht ziemlich hoch hinauf.

An der Burg angekommen werden wir zur Attraktion einer Deutschen Touristengruppe – übrigens die einzigen Besucher neben uns- die das Pinneberger Nummernschild unseres Autos entdeckt haben. „Was, ganz mit dem Auto???“. („ganz mit dem Auto?“). Wir ernten sowohl Bewunderung als auch ungläubiges Kopfschütteln.

Die Burg ist toll. Im „Merchandising“-Shop erstehen wir ein Syrisches Kochbuch. Zwei Stunden verbringen wir damit „Wer ist der Bürgermeister von Wesel???“ in eine meterhohe alte Festhalle zu schreien. Esel, Esel, Esel,....Die Besichtigung macht schon deswegen Spaß, weil hier nicht – wie in Europa - vor jedem 200m tiefen Abgrund ein 4 Meter hoher Sicherheitszaun steht. Genaugenommen steht hier gar nix, man kann sich direkt in den Abgrund stürzen! Hier stehen auch nicht vor jeder einsturzgefährdeten Mauer 39 „Achtung“-Schilder, man kann sich direkt von der Mauer erschlagen lassen!

(Dieses Bild haben wir vor Jahren im ausnahmsweise Internet "geklaut" und wissen mittlerweile leider nicht mehr wo..)

Am frühen Nachmittag brechen wir auf, an Homs fahren wir vorbei. Wir verlassen abrupt die „bergige“ Gegend und bedauern das ein bischen, die Aussicht ist manchmal dem Ausblick aus einem Flugzeug nicht unähnlich.

Über eine steile Serpentinenstraße (let the engine work !) gelangen wir in eine Tiefebene - jeder Höhenmeter beschert uns ein Grad mehr auf der Temperaturskala – und schließlich in die „Syrische Wüste“. Endlich Wüste ! Wir freuen uns diverse Löcher in unsere Bäuche.

Wieder einmal sind wir ganz alleine hier. Am Abzweig nach Palmyra (Tadmur) plötzlich ein Schild: Bagdad 500km. Verlockend...

In Palmyra angekommen verabschiedet sich mit lauten „Rumms“ mal wieder unsere Fensterscheibe in der Türverkleidung. Noch bevor wir ein Hotel suchen, beschließen wir die

Reparatur. Das erweist sich diesmal als nicht so einfach, während Jochen die Tür zerlegt ist er umringt von ungefähr 200 Kindern, die alle irgendwie helfen wollen. Ich beobachte unser Gepäck mit Argusaugen während Jochen mich anweist, ihm die Blagen vom Hals zu halten.

Schließlich ist unser Auto wieder abschließbar und wir quartieren uns im „New-Tourist-Hotel“ ein. Eine gute Wahl – nette Leute, saubere Zimmer - ein Globetrottertreff.

Unser Abendessen nehmen wir in einem netten Restaurant - einem Beduinenzelt nachempfunden - auf einer Dachterrasse ein.

Danach schlendern wir in Richtung „alte Steine“, die hier ebenfalls nicht von einem hohen Zaun umgeben, sondern direkt zugänglich sind. Die angestrahlten Tempel bieten Jochen genügend Raum, sich seinem kindlichen Spieltrieb hinzugeben.

06. Juni 2000

Heute steht die Besichtigung der „alten Steine“ von Palmyra auf dem Programm. Den Großteil unserer Besichtigungstour erledigen wir natürlich (wie immer) in der Mittagshitze.

Wir sind so ziemlich die Einzigen, die sich hier der Kultur hingeben, also werden wir von Zeit zu Zeit von kalte-Cola-Verkäufern verfolgt. Jochen kann nicht wiederstehen...

07. Juni 2000

Genug der alten Steine.

Durch die Wüste fahren wir nach Dayr-es-Zawr und dann am Euphrat entlang Richtung

Aleppo. Die Wüste ist hier ziemlich unspektakulär. Ich bin trotzdem tief beeindruckt. Euphrat und Tigris – wer hat darüber nicht im Geschichtsunterricht gelesen?? Als wir in Aleppo ankommen, ist es natürlich mal wieder später Nachmittag. Wir versuchen, ein Hotel zu finden, aber kein einziger lateinischer Buchstabe ziert hier die Straßenschilder. Was heißt noch Hotel auf Arabisch? Wir fahren erst mal irgendwo hin. Die Straßen werden enger, dann werden sie zu Gassen und plötzlich befinden wir uns mitten im Gewühl eines Marktes und es geht nicht mehr weiter. Tausende von Arabern erblicken gleichzeitig unser Pinneberger Nummernschild und plötzlich sind wir umringt von einer Traube von Menschen. Keiner spricht auch nur ein Wort Englisch oder Französisch. Jochen versucht zu verdeutlichen, das wir ein Hotel suchen – keiner versteht etwas. Irgendjemand holt ein Tablett mit Tee. Der nächste holt ein paar Kuchen. Wieder andere stecken uns angezündete Zigaretten zu. Wirklich nette Leute hier, aber wir wollen irgendwann weiter. Wir verabschieden uns von jedem der tausend Araber einzelnd und haben fast das Gefühl, unsere Familie zu verlassen, als wir den Rückwärtsgang einlegen.. Irgendwie gelangen wir wieder auf die Hauptstraße und stecken im Stau. In was für einem Stau! Jeder versucht sich in eine nicht vorhandenen Lücke zu drängen um schneller voran zu kommen, mit dem Ergebnis ,dass gar nichts mehr geht. Wir beobachten tief beeindruckt drei Polizisten, die versuchen, dem Chaos Herr zu werden, indem sie mit Holzknüppeln auf die Autodächer eindreschen und dabei „Yallayalla“ schreien. Jochen fragt einen der Polizisten aus dem geöffneten Fenster heraus nach einem Hotel. Als dieser daraufhin kurz sein „auf-das-Dach-Gehaue“ einstellt und zu einer längeren Wegbeschreibung ausholt, vergrößert sich der Stau ad hoc um weiter 50 Wagen. Daraufhin bekommt er Mecker von seinem Captain. Also, wieder keine brauchbare Info. Einige Kreuzungen später ein Mercedesfahrer. „From Germany?“, „Genau – we need a hotel...“. Der Mercedesfahrer bietet sich an vorauszufahren und lotst uns zum „Schickimickiplaza“ für 300 US-Dollar die Nacht. Hat wohl wenig Zweck, ihm zu erklären, was wir wirklich suchen. Artig bedanken wir uns, und als er vom Hotelparkplatz fährt, warten wir noch fünf Minuten und stürzen uns dann wieder ins Getümmel. Irgendwann halten wir in irgendeiner Seitenstraße an, gehen in irgendein Geschäft und fragen irgendjemanden. Glücklicherweise kennt dieser „irgendjemand“ einen anderen „irgendjemand“ der Englisch spricht und der wiederum kennt jemanden, der im Nachbarblock Apartments vermietet. Eigentlich nur ab mindestens ein Monat Mietdauer, aber man lässt sich in Dauer auf zwei Nächte und im Preis auf 80DM/Nacht herunterhandeln. Als wir den Schlüssel bekommen und man uns zur Wohnung geleitet, fragen wir, ob hier außer uns noch jemand wohnt. Das Apartment erweist sich als riesige Wohnung, fünf bis acht Zimmer, voll möbliert, Satelliten-TV, Empfangssalon und Ankleidezimmer. Das haben wir aber wieder gut arrangiert...

08. Juni 2000

Mit einem (sehr preiswerten) Taxi fahren wir ins Stadtzentrum von Aleppo. Neben einen riesigen Schlacht-Markt wird uns kurz schlecht und dann besichtigen wir die Zitadelle von Aleppo. Da wir irgendwie schon genug alte Steine hatten, gestaltet sich der Besuch kurz.

(Dieses Bild haben wir vor Jahren im ausnahmsweise Internet "geklaut" und wissen mittlerweile leider nicht mehr wo)

09. Juni 2000

Auf Wiedersehen, Syrien! Nach problemlosen Grenzübertritt nehmen wir die Südroute,

immer am Mittelmeer entlang und erreichen am Abend Anlanya. Die Strecke bietet eine atemberaubende Landschaft. Ich bin neugierig auf diesen Ort, in dem jährlich Tausende von Deutschen ihren Jahresurlaub verbringen. Mal sehen, wie es am Teutonengrill so ist.

Winkend begrüßen die ersten Touristen am Straßenrand unser Pinneberger Auto. Im Reisebus vor uns kleben die Leute an den Scheiben. Verdreckt wie wir sind, stolzieren wir in eine dieser Neckermann Bungalowanlagen und verhandeln einen Preis für zwei Nächte.

Wir können schnell einen prima Preis aushandeln und mieten ein wunderschönes Apartment für einen Spottpreis – wahrscheinlich wollte der Herr am Tresen nur schnell diese beiden Landstreicher aus der Hotellobby entfernt haben. Abends gehen wir auf ein paar Bierchen in die Fußgängerzone. Von einer Straßenkneipe aus beobachten wir das Deutsch-Englische Krampfadergeschwader und wünschen uns nach Syrien zurück. Ein Kellner gesellt sich zu uns, wir kommen ins Gespräch. Er ist anfangs ganz nett. Er habe bald Dienstschluß, ob wir mit ihm noch ein bisschen „um die Häuser ziehen wollen“. Warum nicht – mit einem Dolmusch fahren wir in eine völlig menschenleere Disco – dort beginnt der Typ, mich anzugraben. Irgendwann haut Jochen dazwischen und wir gehen. Der Typ lässt sich nicht so einfach abschütteln. Jochen: „ik lang di gliecks een !“ – irgendwann gibt der Typ dann auf...

10. Juni 2000

Strandurlaub. Baden, Sonne und viele nervige „Wollt-Ihr-unsere-klasse-Pamukkale-Bustour-Mitschnacker“ in der Fußgängerzone.

11. Juni 2000

Nichts wie weg aus dieser Nepper-Schlepper-Bauernfänger-Gegend. Wir haben ausgeschlafen, sind gesättigt, gereinigt und erholt. Wir wollen nach Pamukkale.

Unterwegs legen wir einen Badestop in einer der vielen einsamen Buchten ein.

Am Abend erreichen wir Denizli und schließlich finden wir eine kleine Pension in der Nähe von Pamukkale.

Die Pension besteht aus zwei Zimmern und gehört einem Rentnerehepaar, er ehemaliger Montagearbeiter der Ford-Werke Köln (seinen alter Taunus steht immer noch vor der Tür).

Anfangs sind die beiden etwas vorsichtig: „Sie sind doch verheiratet, oder?“. Aber nachdem Jochen aufs Dach klettert und den beiden die Fernsehantenne einstellt schließen sie uns in Ihr Herz. Wir führen mal wieder nette, lange Gespräche.

12. Juni 2000

Heute besichtigen wir die Kalkterrassen von Pamukkale. Sehr überlaufen und sehr viele Japaner. Trotzdem finde ich die weißen Steine irgendwie toll und verknipse haufenweise Film.

Abends gesellen wir uns erneut zu unseren Herbergseltern..

13. Juni 2000

Langsam wird es Zeit für die Heimreise. Auf dem Weg nach Nordwesten bringt uns Jochen beinahe um:

An einer roten Ampel wähnt er sich auf einer Linksabbiegerspur – die gehört allerdings zur Gegenfahrbahn. Rechts neben uns steht ein LKW-Fahrer und ruft aus dem geöffneten Fenster:

„Ihr Idioten, nehmt Eure Karre da weg.“

Jochen: „Ja, vielen Dank – das wünsche ich Ihnen auch“

LKW-Fahrer: „Du Depp, da vorne kommt Euch ´ne Roadtrain entgegen“

Jochen: „Das ist richtig, ich lerne seit einem Jahr Türkisch“

Roadtrain: „Tröööööööööööööööööööööt !“

Wir wollen heute noch Troja besichtigen, Troja macht um 18 Uhr zu. Um 17.45h tauchen wir da auf. Der Pförtner will uns nicht mehr reinlassen, aber wozu haben wir den weiten Weg gemacht? Wir können eine halbe Stunde aushandeln. Der Pförtner will den vollen Eintrittspreis. Jochen tippt sich an die Stirn – weniger Zeit, weniger Geld – und schüttet dem Pförtner unseren Vorrat an Türkischen Münzen auf den Tresen. Kopfschüttelnd öffnet der uns die Pforte und wir rennen durch die Antike Stätte. Wir finden eine Schildkröte und drehen sie auf den Rücken.

Im nachgebauten Holzpferd haut Jochen sich dann noch den Kopf an.

Bevor wir gehen, sehen wir noch einmal nach der Schildkröte und stellen sie wieder auf die Füße.

In Canakkale setzen wir mit der Fähre zum Europäischen Teil der Türkei über – Europa hat uns sozusagen wieder. Dann müsste jetzt ja auch unser ADAC-Schutz wieder greifen...

Bei Edirne nehmen wir uns ein Hotel und finden an einem „Büfe“ bei einigem „Efes“ Pils einen neuen Freund – einen durstigen Uhrmacher, der uns seinen Laden zeigt.

14. und 15. Juni 2000

Unspektakuläre Fahrt durch Bulgarien, Rumänien und Ungarn.

Eigentlich wollten wir durchfahren, aber gegen Abend hören wir , mitten in der Rumänischen Pampa, ein laut vernehmliches „Schleifen“ aus dem Motorraum. Irgendwie bin ich dankbar, weil ich mittlerweile so müde bin, dass ich meine Beine nicht mehr spüre...

Jochen fährt auf einen TIR-LKW-Parkplatz und öffnet die Motorhaube. Der Motor ist so heiß, das wir die Haube aufmachen, um Ihn ein bisschen abkühlen zu lassen. Nur ein paar Minuten, sagt Jochen, dann kann ich mir den Motor anschauen. Ich krieche solange nach hinten auf die Pritsche, um mal kurz die Beine auszustrecken... Als ich wieder aufwache, pennt Jochen auf dem Fahrersitz, die Sabber läuft ihm aus dem Mundwinkel, aber der Motor ist noch da...

Jochen sieht noch mal nach. Zu sehen ist jedoch nichts, Öl ist auch gut. Also weiter. Das Geräusch ist immer noch da – mal mehr, mal weniger...

Am Rande der Landstrasse lassen wir uns an einer Rumänischen Prostituierten-Raststätte von einer Puffmutter ein leckeres Hähnchen servieren.

16. Juni 2000

Dieser Tag war nicht unser. Kurz durch die Slowakei und Tschechien – dann durchfahren bis Deutschland und zuhause! Soweit unser Plan. Am Grenzübergang Ungarn-Slowakei fing das Drama an. “Wo kommen Sie her?“ „Aus Syrien“, sagt der unrasierte, völlig verwahrlost aussehende Jochen „Haben Sie Drogen dabei? Fahren Sie das Auto doch mal hinter diese Halle..“

Dann beginnt der Spaß – wir müssen das Auto komplett auspacken. Die Beamten durchwühlen unsere Dreckwäsche. Beim Aufreissen der Dreckwäschebeutel legt sich ein unerträglicher abgestandener Geruch über uns, das Auto und die Grenzbeamten. Dann beginnen Sie sich zu wundern, das unser Tank so glänzt. „Den hat der Vorbesitzer vor kurzem erneuert“, sagt Jochen. Sofort wird ein Endoskop herbeigeschafft und der Tank untersucht. Wir pusten unsere Luftmatratzen auf und legen uns ins Gras und beobachten das ganze Schauspiel mittlerweile interessiert und belustigt. Sie sind sich so sicher, dass sie etwas finden! Derweil nehmen die Zöllner unsere Türverkleidungen auseinander und beginnen, das Armaturenbrett zu demontieren. Jochen: „wer was kaputtmacht, bezahlt das aber hinterher, ja?“ und „Haben Sie denn keine Drogenhunde hier? Würde das nicht schneller gehen?“ Die Hunde seien gerade am Flughafen, bedeutet man Ihm. Schließlich müssen wir das Auto über eine Grube fahren und der Unterboden wird untersucht. Nach ca. 4 Stunden geben die Zöllner auf. Etwas kleinlaut entschuldigt man sich und will uns helfen, das Auto wieder einzuräumen. Zur Strafe lassen wir unsere Mülltüten da. Und weil die es nicht anders verdient haben, schenken wir den Zöllnern unsere bereits aus Deutschland mitgebrachte Palette warmes Aldi-Pils. Strafe muß sein !

Kurz vor Bratislava geraten wir dann in den Feierabendverkehr und natürlich in einen Stau.

Das Geräusch aus dem Motorraum wird immer lauter – schließlich sagt es „Sploing“ und unsere Kupplung verabschiedet sich. Wir rollen an den Straßenrand, fluchen ein wenig und rufen den ADAC in München an. 2 Stunden und 3 Anrufe in München später ruft ein Slowakischer Pannendienst auf dem Handy zurück und Ich erkläre dem Mann auf Tschechisch wo wir sind. „Ahh“, sagt dieser „bin gleich da..“ – Nach weiteren zwei Stunden klingelt noch mal unser Handy „Wo sagten Sie, sind sie?“.

Endlich kommt der örtliche Abschlepper und bringt uns und unseren Opel zu einer Werkstatt inmitten eines Wohngebietes. Der Mann verspricht, sich das Auto noch heute anzusehen.

„Der ADAC (er sagt „addatsch“) zahlt Ihnen ein Hotel – wollen Sie etwas exclusives oder etwas gemütliches, familiäres?“ Wir entscheiden uns für das gemütliche, familiäre – wie sich herausstellt eine alte Kaserne – ein Betonklotz neben der Autobahn. Naja, muß ja nichts schlechtes sein. Etwas stutzig wurden wir dann allerdings, als wir an der Rezeption unsere Bettwäsche bekommen. Toll, da bekommt man schon mal ein Hotel gesponsort und wir nehmen die Option „Jugendherberge“. Klo und Dusche sind natürlich auf dem Gang – sehr gemütlich.

Leider haben wir kein Stück Slowakisches Geld – der nette Pannenhelfer leiht uns was fürs Abendessen...

17. Juni 2000

Jochen steht früh am Morgen unter besagter Dusche auf dem Gang und hat sich gerade eingeseift, als wutschnaubend ein pitschnasser Slowakischer Klempner in die Duschräume gestürmt kommt: „Hören Sie sofort auf zu Duschen und stellen sie das Wasser ab, wir reparieren im Stockwerk unter Ihnen gerade die Rohrleitung!!!“. „Ja aber...“, sagt Jochen und muß - eingeschäumt wie er ist, nur mit einem Handtüchlein um die Hüften „bekleidet“ - zwei Stockwerke nach unten zum weiterduschen. Im Treppenhaus verblüfft er eine Putzkolonne.

Gleich nach dem Frühstück holt uns unser Pannenlaster wieder ab, wir fahren in die Werkstatt. Auto ist fertig, Kupplung ist neu – ca. 300DM – na ja, bei dem Rundum-Service..

Wir fahren mit dem Pannenhelfer zum Geldautomaten, zahlen und verabschieden uns.

Die Rückfahrt nach Deutschland wird jetzt nur noch dadurch unterbrochen, dass Jochen „die Rache Pharaos“ zu spüren bekommt. Wir hangeln uns von Raststätte zu Raststätte und kommen Nachts im Barmstedt an. Schlafen !